Ich war heute wandern und folgte dabei einem Pfad, der mit einer gelben Raute markiert war, daher das Wortspiel zu Lasten des Wizards von Oz. Jedenfalls ging die Wanderung von Triberg nach Hornberg (das sind die mit dem Hornberger Schießen) über ungefähr 16 km und deutlich über 750 Höhenmeter.
Eigentlich war die Wanderung bereits letzte Woche im Rahmen des Urlaubs angedacht, aber aufgrund der Wettervorhersage war dann doch nix draus geworden. Dafür wurde das Vorhaben dann heute umgesetzt. Zunächst mal ging es früh morgens (bereits vor 9, ich bin ja per Geburt Ossi, und im Osten steht man eher auf, weil die Sonne ja eher aufgeht) per Bahn nach Triberg. Warum auch immer ich am Automaten keine BahnCard-Ermäßigung lösen konnte erschließt sich mir nicht ganz, spielt aber auch nicht die ganz große Rolle.
Auf der Fahrt hörte ich (wie immer) Musik, damit mir das Getratsche der sonstigen Zuginsassen nicht den letzten Nerv raubt. Eigentlich wollte ich die Beschallung ausschalten, sobald ich aus dem Zug stieg, daraus wurde nix, denn am Bahnhof stand eine Klasse von ca. 17-jährigen Jungs und Mädels und verursachte den dazugehörigen Krawall. Zum Glück marschierten die dann in Richtung Innenstadt, vermutlich waren die Triberger Wasserfälle das Ziel.
Ich bog in die andere Richtung ab, stellte die Beschallung mit Judas Priest ein und begann einen extrem heftigen Anstieg. In der Wegbeschreibung im Netz stand extra „lassen sie sich davon nicht schrecken“. Gut, erschreckt hab ich mich nicht, ich war danach nur fix und alle, einer Steigung von bis zu 45 Grad sei Dank. Teilweise war es nicht mal möglich, den Fuß komplett aufzusetzen, es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte es wie im frühen Neolithikum der Knirps in der Opel-Werbung gemacht und wär auf allen Vieren hochgekraxelt. Der Weg stieg an der Bergflanke entlang auf rund einem Kilometer mal locker um weit über 100m an. Zum Vergleich: Der Bahnhof Triberg liegt auf ca. 600m, der Dreibahnenblick, das erste Wanderziel, bei 723m, zwischendrin gehts aber schon wieder den Berg ein Stück runter. Wie auch immer, nachdem die Höhe erstmal erreicht war ging es vergleichsweise gerade bis zum Aussichtspunkt Dreibahnenblick.
Die Schwarzwaldbahn ist ja eine der schönsten Bahnstrecken Deutschlands, und die Streckenabschnitte rund um Triberg herum gehören zu den herausragenden Ingenieursleistungen des 19. Jahrhunderts. Die Details dazu stehen ja auf der verlinkten Seite und auch sonstwo im WWW. Ich hatte am Aussichtspunkt auch noch Glück, nur drei Minuten nachdem ich ankam, fuhr auch schon ein Zug vorbei.
Anschließend ging es weiter relativ flach, aber immer leicht ansteigend, in Richtung Großvaterstuhl, dem Stuhl mit der wohl besten Aussicht im Schwarzwald. Danach musste ich eine Schleife laufen, da der Weg dem Verlauf der Bahnstrecke folgt und die dort gerade eine Kehre macht. Schlußendlich kam ich in Gremmelsbach heraus. Dort begegneten mir auch die ersten anderen Wanderer, bis dahin hatte ich den ganzen Wald für mich – sehr ruhig, von gelegentlichem Vogelgezwitscher und dem Brummen der Autos im Tal mal abgesehen.
Es folgte ein erneuter heftiger Anstieg um rund 200 Höhenmeter in Richtung Hornberg. Es gibt zwischen Triberg und Hornberg auf der östlichen Bergflanke zahlreiche Felsformationen, von denen aus man atemberaubende Aussichten hat. Und diese wollte ich mir angucken, wenn ich schon mal da war. Inzwischen war dann auch Mittag, ich futterte eine Bemme (aka Stulle aka Käsebrot) und war irgendwann auf über 860m am Hauberg angekommen. Von hier an verlief ein äußerst schmaler und mit diversen Wurzeln und anderen Gefahren gespickter Weg ziemlich eben entlang der Bergflanke bis zum Rappenfelsen. In diesem Abschnitt wurde der Gegenverkehr durch mittelalterliche Wanderinnen (50+) größer, alle mit Walking-Stöcken und einer Tüte Pfifferlingen bewaffnet…
In gleicher Art und Weise ging es weiter zum Schlossfelsen, von dem aus man die meiner Meinung nach beeindruckendste Aussicht hat. Direkt unter dem Felsen geht es hinab in die Tiefe, vor sich sieht man das ganze Tal bis nach Triberg, und diverse kurze Streckenabschnitte der Bahnstrecke wie bei einer Modellbahn. Die Züge tauchen an einer Stelle auf, verschwinden im Tunnel und tauchen mit geänderter Fahrtrichtung ganz woanders wieder auf – extrem beeindruckend.
Ich wollte ja aber noch weiter nach Hornberg und folgte somit weiter dem Schild mit der gelben Raute auf dem sogenannten Feierabendweg zum Feierabendfelsen. Von diesem Felsen aus war erstmals Hornberg zu sehen. Es folgte ein steiler Abstieg zur Berthaquelle (geschätzte 680m). Anschließend ging es auf einem gut ausgebauten Kiesweg weiter stetig leicht bergab, sehr bequem zum Laufen und nach mittlerweile über 10km Laufstrecke (und Temperaturen nahe 30 Grad) durchaus willkommen in dieser Form. Gegen 14:30 kam ich dann oberhalb von Hornberg heraus, musste noch ein kurzes Steilstück hinab und stand 14:43 nach ungefähr 16km Wanderstrecke am Bahnhof, bei deutlich gesunkenen Temperaturen und bedecktem Himmel. Es ist immer wieder erstaunlich, wie stark sich das Wetter zwischen den einzelnen Tälern ändert.
Ebenso unklar wie mir das Automatenticket in Villingen war, so unklar ist mir die Tatsache, dass an einem Sonntag in Hornberg (wo sich nun wirklich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen) jemand Fahrkarten verkauft. Und doppelt unklar ist, warum hier plötzlich meine BahnCard ne Rolle spielt und die Fahrt zurück, obwohl länger, nen knappen Euro weniger kostet… Anyway, ich saß rund 45 Minuten am Bahnhof, hörte inzwischen Mercyful Fate und Metallica, beobachtete ein Trupp wildgewordener Mountainbiker bei der Auswertung ihrer Tour und kam eine Bahnfahrt später gegen 16:15 wieder mit schmerzenden Füßen und Gelenken daheim an.
Bei der Durchsicht der Fotos musste ich dann feststellen, dass meine vermaledeite Kamera die schönsten Fotos von den Aussichtspunkten komplett zerlegt hatte – mit einer neuen Knipse muss die Wanderung also wiederholt werden (zumal eine Kompaktknipse bei den Motiven eh an die Grenzen des technisch Machbaren stößt). Den anschließenden Abschluß bildeten zwei Bier und ein Rumpsteak in der Restauranz mit der geringsten Distanz von der Wohnung. Die Nacht werde ich definitiv gut schlafen, mal schauen ob ich morgen ebenso gut wieder aus dem Bett kommen werde…
Fazit: Wandern ist toll, noch toller wären richtige Wanderschuhe (Stein im Schuh ist einfach nur doof) und eine funktionierende Fotoknipse. Ahja, die wenigen Fotos, die was geworden sind, gibt es in der passenden Galerie.

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